Rhythmus bringt Ruhe und Gleichgewicht
Es gibt heute ca. 200.000 verschiedene Lebensmittel auf dem Markt; viele Menschen wählen aber nach wie vor einseitig aus, sie beschränken sich auf wenige Lebensmittel, die ihnen vertraut sind. Darin liegt ja eines der Erfolgsgeheimnisse von Fastfood-Ketten: überall schmeckt es gleich, und die Gäste müssen nichts Neues ausprobieren. Erstarren Sie nicht in Ihren alten Gewohnheiten, haben Sie den Mut, öfter einmal etwas Neues (Altes) kennen zu lernen.
Es lohnt sich; denn Sie können dadurch interessante Geschmacksempfindungen erleben und den Vitalstoffreichtum Ihrer Ernährung verbessern. Denken Sie z.B. an Hirse, Buchweizen, Amaranth, Quinoa oder Grünkern – dies sind alte Kulturpflanzen, die viel zu selten verzehrt werden. Oder genießen Sie einmal Mangold, Löwenzahnsalat, rote Beete, Quitten oder eine der alten Apfelsorten, die zwar etwas säuerlicher sein können, dafür aber enorm viel Vitamin C enthalten.
Früher waren viele Gerichte einzelnen Wochentagen zugeordnet. Auch die Festtage hatten ihre speziellen Gerichte und Zubereitungen. Dadurch kam automatisch Rhythmus und Abwechslung in den Speiseplan. Manchen Menschen fällt erst im Nachhinein auf, dass sie bestimmte Aspekte Ihrer Ernährung vernachlässigt haben. Sie spüren dann ein Ungleichgewicht des Körpers, Mangelerscheinungen zeigen ihre ersten Auswirkungen. So weit muss es gar nicht kommen, wenn Sie selbst aktiv werden und regelmäßig auf Erkundungstour ins Land des vielfältigen Essens gehen.
Der richtige Zeitpunkt für die Mahlzeiten ist wichtig. Vielen Menschen gelingt es nicht mehr, ihren Tag zu strukturieren. In der Ernährungsberatung hören wir Aussagen wie: „Früher hatten wir in der Familie regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten, aber heute hat jeder seine eigenen Zeiten. Zwischen zwei Terminen wird schnell im Stehen ein kleiner Imbiss eingenommen.“ Wenn es dann darum geht, wieder einen Rhythmus einzuüben, heißt es oft, dafür sei keine Zeit. Ein regelmäßiger Rhythmus kostet aber keine Zeit, sondern bringt Ihnen mehr Zeit und Lebensqualität. Probieren Sie es einfach aus; sie werden erstaunt sein, wie gut sie sich damit fühlen werden.
Auch für die Körperfunktionen ist der Rhythmus von großer Wichtigkeit; deshalb gibt es in der Naturheilkunde einen eigenen Bereich Ordnungstherapie. Viele Organe haben sogenannte cirkadiane Rhythmen, d.h. ihre Aktivität orientiert sich ungefähr am 24-Stunden-Rhythmus der Erde.
Drei Mahlzeiten in 24 Stunden sind für die meisten Menschen das Richtige; denn wenn sich Halbverdautes mit neuem Essen vermischt, wird der Verdauungsprozess gestört. Deshalb sollte man nach Hauptmahlzeiten eine Pause von 4-6 Stunden einlegen, dazwischen auch keine Säfte und keine Milch trinken. Dies ist auch im Hinblick auf die Blutzucker- und Insulinregulation wichtig. Nur bei niedrigem Insulinspiegel (ca. 2 Stunden nach einer Mahlzeit) kann Fett verbrannt werden.
Wenn man bedenkt, dass Hülsenfrüchte, Fleisch und Käse 4-5 Stunden im Magen verbleiben, Vollkornbrot, Rohkost und Bratkartoffeln 3-4 Stunden, gekochtes Gemüse, Kartoffeln, Ei und helles Brot immerhin 2-3 Stunden, dann wird klar, warum der Verdauungsprozess durch dauerndes „Snacken“ gestört wird.
Die größte Mahlzeit des Tages sollte mittags zwischen 12 Uhr und 14 Uhr verzehrt werden. Abends (nach 18 Uhr) sollten Sie wenig und leicht Verdauliches, insbesondere kein Obst und fette, gebackene Speisen essen. Diese alte Erkenntnis – „abends wie ein Bettler zu essen“ – wird heute durch die moderne „Anti-Aging-Medizin“ bestätigt, die das „Dinnercancelling“ empfiehlt. Das vollständige Weglassen der Abendmahlzeit ist aber für viele Menschen nicht praktikabel. Außerdem kann das Weglassen der Mahlzeit zu Heißhunger am späten Abend führen. Empfehlenswert sind insbesondere Gemüsesuppen in allen Variationen. Sie sättigen gut und belasten nicht.
Der regelmäßige Rhythmus ist also auch verantwortlich dafür, dass wir nicht über die Stränge schlagen. Viele Diätversuche scheitern daran, dass dieser Aspekt nicht ausreichend berücksichtigt wird. Ein solcher „Diättag“ kann folgendermaßen aussehen:
- Morgens: 1 Apfel
- Mittags: 1
- Salat Nachmittags: 1 Knäckebrot
- Abends: Essen, Essen, Essen ….. ohne Ende und ohne Maß
Solch schlimmen Situationen beugen wir dadurch vor, dass wir unseren Körpermotor regelmäßig mit ausreichend Energie versorgen. Heißhunger entsteht dann wesentlich seltener und verschwindet schließlich ganz. Ist das Volumen der Mahlzeit größer, als wir auf Grund der aktuellen Verdauungsfähigkeit verarbeiten können, entstehen toxische Stoffe, die sowohl die Gewebe als auch den Stoffwechsel belasten. Wir schädigen uns damit also selbst.
In der traditionellen indischen Heilkunde, dem Ayurveda, wird empfohlen, den Magen nur zu dreiviertel zu füllen: Die Hälfte mit fester Nahrung, ein Viertel mit Flüssigkeit und ein Viertel bleibt leer. Fragen Sie deshalb öfter Ihren Magen und nicht die Zunge. Ernährungsforscher in aller Welt sind sich einig: Menschen, die sich nicht überessen, leben am längsten. Eine einfache Faustregel: Stößt man zum ersten Mal auf, ist die richtige Magenfüllung erreicht, und man sollte nicht mehr essen.
Je vielfältiger die Speisen und Mahlzeiten zusammengesetzt sind, um so wahrscheinlicher ist es, dass wir alle lebenswichtigen (essentiellen) Nährstoffe erhalten. Je vielseitiger die Mahlzeit, desto komplexer ist aber auch die Verdauung; daher ist eine gute Abstimmung und ein rhythmischer Wechsel zwischen verschiedenen Lebensmitteln wichtig.
Am einfachsten zu verdauen sind Mahlzeiten aus einem einzigen Lebensmittel. Daher bekommt jemand mit ernsten Magenproblemen nur eine Schonkost. Zubereitungen von Salzkartoffeln, Vollkornnudeln, Gemüse und Eiweißträgern sind einzeln leichter zu verdauen als in der Kombination. Gleichzeitig jedoch sollte die Vielfalt der Ernährung erhalten bleiben. Achten Sie hierbei nicht nur auf äußere Regeln, sondern vor allem darauf, wie Sie sich nach einer Mahlzeit fühlen. Sind Sie müde und schlapp? Liegt Ihnen das Essen schwer im Magen? Oder fühlen Sie sich gestärkt und frisch?
Erfahrungsgemäß gibt es Kombinationen von Nahrungsmitteln, die besonders schwer verdaulich sind und sich ungünstig auf den Verdauungsprozess auswirken können. Insbesondere kann es zu Gärungsprozessen kommen:
- Raffinierter Zucker + Vollkorngetreide
- Saure Früchte + Vollkorngetreide
- Saure Früchte und Milch
- Die Hay’sche Trennkost
Die Trennkost wurde
Ende des vorigen Jahrhunderts von dem amerikanischen Arzt Dr. Howard Hay entwickelt. Basis seiner Empfehlungen sind Hays „Chemische Verdauungsgesetze“, wonach Eiweiß in einem sauren Milieu, Kohlenhydrate in einem basischen Milieu am besten verdaut werden. Laut Hay kann der Körper beides gleichzeitig schlecht verdauen. Er empfiehlt daher, besonders eiweißreiche und sehr kohlenhydratreiche Lebensmittel nicht zusammen zu verzehren, sondern getrennt zu verschiedenen Mahlzeiten. Die Kost soll sich nach Hay zu etwa 80 Prozent aus basenüberschüssigen Lebensmitteln – vor allem Obst, Gemüse und Milch – und nur zu 20 % aus säurebildenden Lebensmitteln wie Fleischwaren, Fisch, Käse oder Getreideprodukten zusammensetzen. Zu meiden sind „unnatürliche“ Nahrungsmittel wie weißes Mehl, Industriezucker, polierter Reis, konservierte Früchte oder sterilisierte Milch.
Die Theorie, dass Kohlenhydrate und Eiweiß nicht zusammen verdaut werden können, wird jedoch von der heutigen Ernährungswissenschaft nicht geteilt. Eine strikte Befolgung der Trennkost findet in der Natur nicht statt: Viele gebräuchliche Lebensmittel enthalten eine Mischung von Kohlenhydraten und Eiweiß. Allein aus diesem Grund ist eine Trennkost im strengen Sinne gar nicht möglich.
Dennoch berichten Anhänger der Trennkost immer wieder darüber, dass sie Trennkost-Mahlzeiten deutlich besser vertragen können oder auch Gewicht verloren haben. Viele dieser positiven Effekte lassen sich sicher darauf zurückzuführen, dass bei der Trennkost die Lebensmittelauswahl qualitativ besser wird, indem mehr Gemüse, mehr Vollkorn usw. gegessen wird und sich dadurch die Vollwertigkeit steigert.
Moderne Vertreter der Trennkost empfehlen eine gemäßigte Form der Trennung, bei der nur die Extreme getrennt werden. Von diesen Extremen, insbesondere den Eiweiß-Konzentraten tierischen Ursprungs, sollte überhaupt weniger gegessen wer147 den. Eine gute Mischung von komplexen Kohlenhydraten und Eiweiß verlangsamt den Insulinanstieg und macht länger satt. Dieser Effekt lässt sich allerdings auch annähernd erreichen, wenn man ballaststoffreiche Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten verzehrt, die von sich aus nur einen langsamen Blutzuckeranstieg nach der Mahlzeit bewirken.