Krank durch viel tierisches Eiweiß?

Laut der Nationalen Verzehrsstudie II verzehren deutsche Männer und Frauen im Schnitt weit mehr Eiweiß als empfohlen. Die Hauptquelle sind Fleisch, Wurst, Käse und Milch.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt maximal ein bis zwei Fleischmahlzeiten pro Woche. Die Realität auf deutschen Tellern sieht mit eher zwei bis drei fleischhaltigen Mahlzeiten am Tag jedoch anders aus. Diese Gewohnheit wirkt sich auf unsere Gesundheit aus. So ist der Zusammenhang zwischen Fleischwarenkonsum und Übergewicht gut belegt.

Tiereiweiß enthält im Vergleich mit Pflanzeneiweiß deutlich mehr schwefelhaltige Eiweißbausteine, insbesondere die Aminosäure Methionin, was zur Bildung von fixen Säuren im Körper führt. Dies wird bislang nicht in den Berechnungender potentiellen Säurelast von Lebensmitteln (PRAL-Wert; potential renal acid load) berücksichtigt. Tatsächlich sind tierische Proteinträger saurer, als die PRAL-Tabelle angibt, pflanzliche aber basenbildender. Alles überschüssige Methionin muss zum besonders ungesunden Homocystein abgebaut werden.

Unsere Muttermilch ist wie pflanzliches Eiweiß methioninarm, im Gegensatz zu Kuhmilch oder Fleisch. Die Zusammensetzung der Muttermilch zeigt, was für uns gesund ist. Kuhmilch hat die dreifache Gesamteiweißmenge und die fast vierfache Menge an Methionin im Vergleich zu Muttermilch, denn Kälber wachsen 10 mal schneller als Menschen. Für uns ist das nicht artgerecht.

Zu viel tierisches Eiweiß kann die Nieren mit Säuren belasten, aber auch allmählich zu „Eiweißspeicherkrankheiten“ wie dem Metabolischen Syndrom, Bluthochdruck und Diabetes führen. Dieser Zusammenhang wurde in den 1940er Jahren von Prof. Wendt beschrieben (www.prof-wendt.de). Tausende Patienten heilte er von Diabetes und Bluthochdruck durch den einfachen Verzicht auf tierisches Protein, das er „Eiweißfasten“ nannte.

Die krebsfördernde Bedeutung tierischen Proteins wurde durch den Ernährungswissenschaftler T. Colin Campbell bekannt. Lediglich durch die Änderung der Menge an tierischem Eiweiß in der Ernährung konnte er das Krebswachstum seiner Versuchstiere anregen oder hemmen – unabhängig von einer sehr starken genetischen Veranlagung. Er leitete zudem die „China Study“, die Zusammenhänge zwischen einer tiereiweißreichen Ernährung und der Entstehung vieler Erkrankungen aufzeigte. Campbell hat sich mit seinen Thesen viele Feinde gemacht, aber inzwischen belegen viele Studien seine Entdeckung.

Die renommierte Adventist Health Study 2 mit fast 100.000 Teilnehmern ergab, dass Teilnehmer, die sich rein pflanzlich ernährten, ein stark reduziertes Risiko für frauentypische Krebsarten bzw. Prostatakrebs hatten. In einer Studie unter Leitung von Prof. Longo (2014) wurde gezeigt, dass Personen, die im Alter zwischen 50 und 65 Jahren besonders viel tierisches Protein aßen, später eine um 75 % höhere Gesamtmortalität, eine um das Fünffache höhere Diabetes-Sterblichkeit und eine viermal höhere Krebssterblichkeit hatten.

Eliteforscher der Harvard-Universität untersuchten in einer Studie (2016), wie sich der Verzehr von tierischem und pflanzlichem Protein auf die Sterblichkeit auswirkt. Der höchste Pflanzenprotein-Verzehr unter den Teilnehmern der Studie führte zu einem um 33 % reduzierten Gesamtsterblichkeits-Risiko, selbst wenn die Daten um die Faktoren Alter, Gesamtenergie- und Fettaufnahme bereinigt wurden. Diese Zahlen sind noch bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass die Probanden mit dem höchsten Verzehr pflanzlichen Proteins immer noch fast 60 % mehr tierisches als pflanzliches Protein verzehrten.

Tierische Lebensmittel wie Fleisch und Milch enthalten viele verzweigtkettige Aminosäuren und gesättigte Fettsäuren, die eine Insulinresistenz fördern können. Die Körperzellen reagieren dann schlechter auf das Hormon Insulin, weshalb die Bauchspeicheldrüse immer mehr davon freisetzt. Diese Insulinresistenz führt letztlich häufig zu einem Diabetes mellitus.

In einer Untersuchung der Harvard Universität an über 400.000 Teilnehmern erhöhte rotes Fleisch das Diabetesrisiko am stärksten. Selbst nachdem bekannte Risikofaktoren berücksichtigt worden waren, führten täglich 100 g rotes, unverarbeitetes Fleisch zu einem 19 % höheren Risiko. 50 g verarbeitetes Fleisch täglich reichten, um das Risiko sogar um 51 % zu erhöhen. Wer dagegen verarbeitetes Fleisch durch Nüsse oder Vollkornprodukte ersetzte, senkte sein Diabetesrisiko um 32 bis 35 %. In der EPIC-Studie wurden über 10 Jahre die Einflussfaktoren auf das Diabetes-Risiko bestimmt: Viel tierisches Protein erhöhte das Risiko deutlich um 118 %, dagegen führten Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel stark erhöhen, nur zu einer moderaten Risikoerhöhung von bis zu 27 %. Ballaststoffe senkten das Risiko um 8 %. Im Vergleich zu den Pflanzenköstlern haben die Adventisten, die Fleisch essen, ein viermal so hohes Diabetes-Risiko. Tierische Lebensmittel steigern also das Risiko für eine Insulinresistenz, chronisch erhöhte Insulinspiegel und Diabetes mellitus Typ 2 deutlich stärker als Kohlenhydrate. Die Studien-Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Dass ein Übermaß an tierischen Lebensmitteln nicht gesund ist, ist inzwischen ein anerkanntes wissenschaftliches Faktum, das vielen zu einem gesünderen Leben verholfen hat. Als der ehemals „eingefleischte“ Low-carb-Anhänger Ex-US-Präsident Bill Clinton nach einem Herzinfarkt und vier Bypässen im Jahr 2004 auch noch zwei Stents bekam, stieg er 2010 auf reine Pflanzenkost ohne Milch und Fleisch um, weil er noch seine Enkel erleben wollte. Clinton erklärte, er habe durch diese Ernährungsumstellung 11 kg verloren und fühle sich gesünder als je zuvor.

Auch Milchprodukte gehören in diesem Sinne zu den tierischen Lebensmitteln und werden teilweise in enormen Mengen verzehrt, obwohl Milch von der Natur nur als Nahrung für Säuglinge vorgesehen ist. Besonders Vegetarier neigen aber dazu, ihren Fleischkonsum direkt durch einen verstärkten Verzehr von Milchprodukten zu kompensieren.

Milch – gut oder schlecht?

Kuhmilch wirkt aufgrund des hohen Protein- und Phosphatgehaltes im Stoffwechsel sauer, was das kleinste Problem sein dürfte. Milchprodukte können zu Unverträglichkeiten führen – nicht nur aufgrund der Laktose, sondern auch wegen der Milcheiweiße, Wachstumshormone, Östrogene und häufiger Antibiotikabelastung. Zudem gilt Kuhmilcheiweiß bei Neurodermitis als das wichtigste Allergen und begünstigt bei Teenagern Akne.

Nach einem Review von Lanou (2009) schützen Milchprodukte nicht vor Osteoporose, aber erhöhen bei hohem Verzehr deutlich das Risiko für Autoimmunerkrankungen wie Typ-1-Diabetes und Multiple Sklerose, verschiedene Krebserkrankungen, Allergien sowie Mittelohrentzündungen bei Kindern. Kuhmilch enthält als natürliche Nahrung für neugeborene Kälber Wachstumsfaktoren und fördert zudem stark die Produktion des menschlichen Wachstumsfaktors IGF-1. Milch ist ein Mastmittel für Kälber, die zehnmal schneller heranwachsen als Babys. Kein Wunder also, dass auch Krebszellen mit viel Milch schneller gedeihen.

Der Kardiologe Prof. Kurt Oster beschäftigte sich nach seinem zweiten Herzinfarkt im Alter von 46 Jahren intensiv mit der Milch und machte u. a. deren Homogenisierung für die enorme Zunahme der Arteriosklerose verantwortlich. Er ließ Milchprodukte weg und lebte noch Jahrzehnte weiter.

Die weltberühmte Harvard Medical School geht mit gutem Beispiel voran und rät nicht zum regelmäßigen Konsum von Milchprodukten, sondern empfiehlt, diese „auf 1 bis 2 Portionen am Tag zu beschränken, weil ein höherer Verzehr mit einem erhöhten Risiko von Prostatakrebs und Gebärmutterkrebs einhergeht.“