Immunsystem

Aus Sicht unseres Immunsystems ist der Körper mit einer Burg vergleichbar, die durch ständige Aktivität und Wachsamkeit geschützt werden muss. Die Mauern werden bewacht, die Lieferanten an den Toren kontrolliert. Die inneren Gemächer werden regelmäßig untersucht und gegebenenfalls von Eindringlingen gesäubert.

Der Mensch verfügt über eine bereits angeborene, unspezifische Abwehr, die als eine Barriere wie die Burgmauer Eindringlinge abhält. Hierzu gehören Haut und Schleimhaut, Fresszellen sowie körpereigene biochemische Stoffe (Komplementfaktoren, Enzyme, etc.). Daneben gibt es die spezifische Abwehr, die über eine spezielle Feinderkennung verfügt. Dieses System ist extrem flexibel und lernt im Laufe des Lebens immer Neues dazu. Für jeden Eindringling entwickeln Lymphozyten passende Antikörper und Rezeptoren, die sie erkennen und unschädlich machen können. Zusätzlich werden die Immunbotenstoffe (Lymphokine, Interleukine) aktiviert, die die Meldungen in der Burg verbreiten. Immunprozesse sind also Wahrnehmungsprozesse. Im Abwehrprozess werden Stoffe (Entzündungsmediatoren) gebildet, die der Unterstützung der Antikörper und Killerzellen dienen. Entzündungen sind also primär eine Abwehrreaktion und sollten daher nicht unterdrückt werden. Chronische Entzündungen sind dagegen ein Hinweis, dass das Immunsystem den Kampf nicht gewinnt. Es braucht aktive Unterstützung.

Unser Immunsystem ist nicht nur aktiv, wenn eine Krankheit ausgebrochen ist. Ohne dass wir es spüren, ist es ständig damit beschäftigt,

  • Antigene (Fremdmoleküle) zu erkennen,
  • Infektionen abzuwehren,
  • frühzeitig Tumorzellen oder Virus-infizierte Zellen aufzuspüren und zu töten,
  • sich an der Zellregeneration zu beteiligen

Gesundheit ist kein passiver Zustand, sondern die Balance in einem höchst dynamischen System. Daher sollten wir, solange wir noch gesund sind, unseren Körper nicht missachten, sondern aktiv an der Erhaltung des Gleichgewichts mitwirken. Das Immunsystem ist über den ganzen Körper verteilt und das wahrscheinlich dynamischste System; diese Qualität kann nur erhalten bleiben, wenn wir diese Dynamik nicht ständig reizen. In der Nacht braucht das Abwehrsystem normalerweise eine Ruhephase. Diese wird z. B. durch große schwere Mahlzeiten am späten Abend gestört, aber vor allem auch durch Dauerbelastungen im Schlafbereich (Erdstrahlen, Elektrosmog).

Das Immunsystem besteht aus mehreren Billionen Immunzellen. Ein Teil der Lymphozyten (B-Lymphozyten) produziert Antikörper, die in allen Körperflüssigkeiten (Latein: humores) gegenwärtig sind und daher spezifische „humorale Abwehr“ genannt werden. Die Antikörper markieren Eindringlinge oder machen sie sogar unschädlich. Ein anderer Teil der Lymphozyten (Gedächtniszellen) fungiert wie ein mobiles Gehirn, das sich Erkennungsmerkmale von Eindringlingen merkt, um diese Information bei Bedarf dem Immunsystem zur Verfügung zu stellen. Besonders wichtig für die spezifische Abwehr sind auch die zytotoxischen T-Lymphozyten, die Krebszellen und virusinfizierte Körperzellen von gesunden Körperzellen unterscheiden können und zerstören. B-Zellen reifen im Knochenmark heran, T-Zellen in der Thymusdrüse. Ihr Feinderkennungstraining erfolgt in den Lymphknoten, der Milz und vor allem im Darm-assoziierten Lymphgewebe. Dieses Training entscheidet über die Effektivität des Immunsystems und soll auch Angriffe auf den eigenen Körper vermeiden.

Die Komponenten der InfektionsabwehrFresszellen (Makrophagen und Granulozyten) greifen Eindringlinge mit radikalen Mitteln (Sauerstoff-Radikalen) an und verdauen sie, bis sie selbst an dieser Last sterben. Im Krankheitsfall sind es Milliarden Zellen, die sich für den Schutz des Körpers aufopfern. Kein Wunder, dass wir uns nach einem schweren Infekt noch schwach fühlen. Es ist wichtig, diese Ausheilungszeit zu beachten und sich zu schonen. Ansonsten bleibt das Immunsystem auf Dauer geschwächt oder es können noch größere Schäden auftreten, wie sogar Herzinfarkt oder Hirnschlag. Denn bei einer Infektion ist die Gerinnungsneigung des Blutes stark erhöht.

Jedes Lebensmittel enthält von Natur aus Hunderte einzelner Substanzen, die vom Immunsystem geprüft werden. Durch die Entwicklungsgeschichte der Menschheit sind wir an diese Stoffe gewöhnt, was aber immer eine lange Zeit braucht. Manche Menschen vertragen z.B. kein Gluten, das Klebereiweiß aus Weizen und anderen Getreidesorten. Dies ist ein Zeichen mangelnder Anpassung. In den letzten hundertfünfzig Jahren musste sich das Immunsystem mit Tausenden neuer Stoffe auseinandersetzen. Kein Wunder, dass diese Anpassung nicht immer funktioniert und das Immunsystem in seiner Wirkung immer häufiger über das Ziel hinausschießt. Allergien und Autoimmunreaktionen entstehen – und zwar mit stark steigender Tendenz. Bei beiden Erkrankungen liegt häufig eine erbliche erhöhte Reaktionsbereitschaft des Immunsystems vor. Aber auch durch ständige Reize wie Milbenkot, Schimmelpilz- Toxine, Mehl, Krankheitserreger und deren Toxine wird das Immunsystem so überreizt, dass es Amok läuft und entweder überreagiert (Allergie) oder sogar körpereigene Zellen zu zerstören beginnt (Autoimmunerkrankung).

Noch häufiger sind die schleichenden Überforderungen des Immunsystems; die Fälle also, wo es nicht zu einer Überreaktion mit Niesen, Jucken, Hautschwellungen usw. kommt, sondern sich der ganze Prozess unter der Oberfläche abspielt. Die Folge von dauernder Überbeanspruchung durch falsche Ernährung und Umweltbelastungen ist immer die Erschöpfung und Erstarrung der Immunsystems.

Hinzu kommen Belastungen auf seelischer Ebene, die sich – wenn wir die Spannungen nicht durch Entspannung, Meditation, Gespräche, Bewegung, künstlerisches Tun usw. lösen – festsetzen und als negative Gedankenkreisläufe operieren. Die Folge davon ist permanenter seelischer Stress, der das Immunsystem, welches eng mit dem Gehirn verbunden ist, in ständiger Alarmbereitschaft hält. Dies führt wiederum zur Erschöpfung und Erstarrung. Die Aktivität der Abwehrzellen (Lymphozyten) ist bei psychischem Ungleichgewicht und neurologischen Erkrankungen herabgesetzt.

Fragen Sie sich einmal, wie Sie sich wirklich fühlen. Betrachten Sie dieses Jahr, das letzte, vorletzte usw. Die Mehrheit der Bevölkerung leidet an Befindlichkeitsstörungen, die sich von Jahr zu Jahr verstärken – ein deutliches Zeichen für die zunehmende Erschöpfung des Systems.